Den Beginn des neuen Wintersemesters nahm Fridays for Future Braunschweig zum Anlass, um gezielt Studierende – insbesondere Erstsemester – für den Klimastreik zu mobilisieren. Im Vorfeld wurde während verschiedenster Einführungsveranstaltungen für Erstsemester durch Students for Future darüber informiert, auf welche Weisen Engagement in der Bewegung möglich ist und zur Teilnahme an den Demonstrationen aufgerufen. Zwei Zubringerdemos, welche an der Hochschule für Bildende Künste und an der Technischen Universität starteten, erleichterte Studierenden die Beteiligung am Streik und ermöglichte darüber hinaus den Austausch und die Vernetzung zwischen Erstis und Studierenden höherer Semester, die gemeinsam für eine gerechte Klimapolitik kämpfen wollen.
Die Demo begann 12 Uhr auf dem Schlossplatz mit einem Redebeitrag von Lea Raab. Die KunstLehramtsstudentin drückte vor allem ihre Enttäuschung und Frustration über das am 20.09. veröffentlichte Klimapaket aus: „Mich macht es so wütend, dass das Paket als Erfolg gefeiert wird, obwohl jeder zweite Deutsche erkennt, dass das Klimapaket nicht ausreicht. Wir erreichen damit nicht unsere Ziele! Und unsere Zukunft steht immer noch auf dem Spiel. Manchmal frage ich mich: Schaffen wir es noch, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen?“, beteurte jedoch im folgenden wie wichtig es ist, weiterhin zu streiken, sich zu solidarisieren und neuen Mut zu fassen: „Wer von euch verzichtet auf Fleisch wegen der hohen Emissionen? Wer fährt mit dem Rad zur Schule, zur Uni oder zur Arbeit? Wer bezieht Strom aus erneuerbaren Energien? Wer ist bei einer grünen Bank? Das alles können wir tun, aber es braucht dennoch politsche Maßnahmen! System Change not Climate Change, denn wir schaffen es nicht alleine!“
Im Namen der Scientists for Future Braunschweig hielt Prof. Dr. Ulrike Krewer eine Rede, in der sie beschrieb, wie die Ereignisse während ihrer Schulzeit in der 90er Jahren sie bereits früh in ihrem wissenschaftlichen und politischen Handeln motivierten. Krewer ist Professorin für Energie- und Systemverfahrenstechnik an der TU Braunschweig und forscht seit 18 Jahren an Brennstoffzellen, Batterien und weiteren chemischen Energiespeichern. Im Gegensatz zur Anti-Atom-Bewegung, die sie selbst miterlebte, umfasst das Ziel, den menschengemachten Klimawandel einzudämmen deutlich mehr Lebensbereiche und ist somit auch kraftaufwändiger. Deswegen ist jeder Einzelne dazu aufgefordert, etwas zu unternehmen. „Wir müssen viel mehr in unserem Leben und unserer Gesellschaft ändern als zum Beispiel beim Verzicht auf Kernenergie. Das betrifft die Politik, die Wirtschaft und jeden von euch und uns!“
Den abschließenden Redebeitrag bildete das Bündnis „Rise up for Rojava“. In der Woche zuvor hatte die Türkei eine militärische Offensive gegen die unter kurdischer Selbstverwaltung stehende Region Rojava in Nordsyrien angekündigt. Dadurch ist das einzigartige System Rojavas, welches auf Basisdemokratie, Ökologie und Frauenbefreiung fußt in großer Gefahr. Die Ortsgruppe Fridays for Future Quamishli, der Hauptstadt Rojavas, forderte dazu auf, sich mit den Aktivist*innen in Westsyrien zu solidarisieren. Fridays for Future Braunschweig positioniert sich eindeutig für den Schutz der selbstverwalteten Gebiete und gegen jegliche Form militärischer Aggression.
Die Demoroute planten wir in dieser Woche bewusst barrierefrei. Etwa eine Stunde lang zogen wir mit ungefähr 400 Menschen durch die Innenstadt und beendeten die Demonstration wie immer auf dem Schlossplatz. Und werden dort auch wieder beginnen:
See you on the streets am 1. November, 12 Uhr, Schlossplatz!